If god exists, I hope he has a good excuse!

If god exists, I hope he has a good excuse!

Ich habe eine Facebookfreundin, die bezeichnet sich als orthodoxe Polyatheistin, die hat vor ein paar Wochen ein Zitat von Woody Allen gepostet: If god exists, I hope he has a good excuse. Falls es Gott gibt, hoffe ich dass er eine gute Entschuldigung hat. Man lacht ein bisschen über so ein Zitat. Die einen lachen über Woody Allen, die anderen über Gott. Was hat der sich wohl gedacht, als er diese Welt geschaffen hat. So viele Mist gebaut, und will ein Gott sein.

Und weil ich Woody Allen nicht ausstehen kann, habe ich Gott einen Brief geschrieben. Für den Fall, dass er existiert.

Sehr verehrter Herr Gott! Liebe Große Göttin. Pachamama. Wakan Tanka. Allah, Zeus, Hekate. Oshun, Ishtar, Isis, oder welcher Name Dir gerade zusagt.

Danke.

Danke für Bohnen, ganz besonders die Kakaobohnen und für Schokolade! Danke auch für Lindenbäume und Eichen. Für die mehlige Süße von sonnengewärmten Klara-Äpfeln. Danke für Palmen und Korallen, für die Wale und die blauen weiten Ozeane. Für die Farbenpracht jener Fische im tiefen Meer, dort, wo es zu dunkel ist, sie zu sehen. Für das Leuchten der Sterne über lauen Nächten am Strand.

Danke für alle Arten von Bären. Braunbären! Kragenbären! Waschbären! Teddybären! Eisbären! Erdbeeren. Brombeeren. Himbeeren. Blaubeeren! Weintrauben! Schwarzbeeren und Eierschwammerl. Meinetwegen für Ameisenbären, Saubären und jedenfalls für den Koala.

Sei bedankt für die Haut. Wegen des Gefühls, das der Regen auf ihr hinterlässt. Und wegen der Zärtlichkeit. Wegen des Geruchs wenn sich Wasser und Luft vermischen nach einem Regenguss über dem Waldboden. Wegen dem herben Duft von wildem Lavendel auf meiner Nasenschleimhaut. Danke für den Sehsinn, den Tastsinn und die beflügelnden Möglichkeiten der Fingerkuppen. Danke dafür, dass man manchmal an dunklen unbeleuchteten Orten beim zum Himmel schauen das Singen der Sterne bis in die Spitzen der Zehen hört.

Danke für den Wienerberg, den Regenwald und die Vielfalt. Für Pinsel und Bleistift, um diese zu imitieren. Danke für die Jahrmillionen ohne Ozonlöcher, ohne Klimawandel und ohne Artensterben. Danke für jede Stunde jedes einzelnen Menschen, in denen sie Krieg nur aus den Auslandsnachrichten kennen.

Danke, Gott, für Schuhe; und für das Alphabet. für Rilkes Panther und Virginia Woolfs Orlando. Für Märchen und Sonnengesänge. Danke für alle, die lesen können. Danke Gott (und auch dir, Maria Theresia) für diese scheiß Schulpflicht.

Danke für die Idee von Wahlrecht, Meinungsfreiheit, Gleichheit, Menschenrechte und so.

Danke für Musik, die Arie der Königin der Nacht, Red Hot Chilli Peppers, den Gefangenenchor. Danke dafür, dass du diesen Planeten von Konservierungsmitteln und Fertiggerichten so lange verschonen konntest. Danke für Essen! Und für Yoga, wenn man es richtig macht.

Ein ganz besonderes Dankeschön möchte ich aussprechen für die aktuelle österreichische Bundesregierung. Es hätte auch Göring sein können, oder Assad, Jim Kong Un, irgendwelche Monarchen, selbst-geweihte reinkarnierte Gottkönige oder Diktatoren.

Danke dafür, dass ich morgen falls mich ein Auto überfährt medizinische Versorgung bekomme, während im Homs oder Damaskus Menschen von anderen Menschen ermordet werden, weil sie Verletzten helfen. Den falschen Verletzten. Danke dafür, dass ich Krieg nur aus Berichten kenne und in einem der wenigen Ländern lebe, in denen es einen Rettungsnotruf gibt.

Wakan Tanka, Pachamama, Allah, Demeter, Gott. Wenn auf meinem Planeten der Erdbeeren, Hundewelpen und Glockenblumen jemand im Museum stolpert und danach eine Ecke von einem Picasso-Bild fehlt, schreibt jede Zeitung der Welt darüber. Wir Menschen hüten wie Fetischisten die Bilder von Chagall, auch die Autographen von Mozart, zahlen Unsummen für Fußballspieler und buchen Kurzstreckenflüge, die pro Flug und Fluggast mehr Ressourcen verbrauchen, als in vier Jahren an CO2 pro Kopf zur Verfügung stünde.

Ganesha, Elefantengott von Jose Luis Sanchez Pereya on Unsplash
Ganesha, Elefantengott

Dass in einer Höhe emittiert, wo es dreimal klimaschädlicher ist als in Bodennähe. Man also zwölf Jahre früher sterben müsste um so einen Kurzstreckenflug für eine Strecke einzusparen. Oder man müsste neunhundert Buchen pflanzen, aber 900 Buchen pflanzen leider so wenige nach einem Flug, und nochmal 900 für den Rückflug genauso wenige. Wir Menschen erfinden das Antibiotikum und dann bauen wir Tarnbomber und Tierfabriken, damit wir die Medizin auch wirklich brauchen.

Foto by Mayur Keni on Unslpash

Täglich steigt der Anteil von CO“ in der Atmosphäre. Ohne irgendein Geschrei sterben jeden Tag 74 Arten für immer aus, in Schaltjahren 73,8. Nebenher isst man Thunfisch mit 900 % Beifang. 18.000 Menschen sterben jedes Jahr an den Pestiziden im Baumwollanbau. Ist das die Welt, wie du sie dir bei der Schöpfung vorgestellt hast? Wieso hast du die Pestizide erschaffen und den Beifang, Gott?! Und Massentierhaltung! Tarnbomber! Landmienen! Oh Gott! Wie konntest du nur! Gott, falls es dich gibt, was ist deine Entschuldigung?

Mit freundlichen Grüßen!

Helga Pregesbauer

Ich habe diesen Brief an verschiedene Zustelladressen abgeschickt, jedoch bisher keine Antwort bekommen. Naja, die Post….

Aber falls es Menschlichkeit wirklich gibt, wenn sie mehr ist als ein leeres

Wort,

was ist eigentlich Deine Entschuldigung?

Photo by Aleksander Vlad on Unsplash

(c) Helga Christina Pregesbauer

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